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Die rasante Digitalisierung von Tonaufnahmen, Zeitungen und Briefen ermöglicht viele Entdeckungen. Manche Spuren von Rudolf Breitscheid sind bereits online zu finden.

Titelseite der Zeitschrift "Die Neue Zeit" vom 22. August 1913
Screenshot library.fes.de/nz (Bild: ed. Rubrin)

Sie war mindestens bis 1917 das wichtigste Theorieorgan der Sozialdemokraten – die Wochenschrift „Die Neue Zeit“. Die Friedrich-Ebert-Stiftung hat alle Jahrgänge von 1883 bis 1923 und zahlreiche Ergänzungshefte im Internet zugänglich gemacht. „Es gibt keinen zeitgenössischen sozialistischen Intellektuellen, der nicht Autor bei Kautsky [dem Herausgeber der Neuen Zeit] gewesen wäre“, heißt es in der Einleitung zu diesem herausragenden Online-Projekt. Auch Rudolf Breitscheid, der 1912 zur SPD übergetreten war, ist dort zwei Mal vertreten. Sein Debüt gibt er am 4. Juli 1913 mit dem Aufsatz „Die Stimmung der Masse und der Massenstreik“, der an erster Stelle des Heftes platziert ist. Breitscheid untersucht darin die Chancen und Bedingungen eines politischen Streiks der Arbeiterschaft, um das preußische Dreiklassenwahlrecht zu Fall zu bringen – und bejaht prinzipiell dieses Vorgehen, auch wenn es ein „Wahnwitz“ zu verlangen sei, „daß heute oder morgen losgeschlagen werden solle“. Der zweite Artikel Breitscheids erscheint am 30. Januar 1914 und trägt den Titel „Das Ausland als Retter“. Es geht um sein ureigenes Spezialgebiet, die Handelsverträge und die Zollpolitik. Nebenbei verspottet er Naumanns falsche Prophezeiungen und gibt den Liberalismus als Bündnispartner verloren: „Ach ja, ziffernmäßig ist er erstarkt, aber sein Wille zum Freihandel ist dabei ebensowenig gewachsen wie der zur Demokratie und zur Kultur.“