„Exterieur 1830, lang, etwas süffisant, aber nicht übel.“ – Thomas Mann
„Ich fand den hochgewachsenen, lässige Eleganz vermittelnden Mann recht imposant, als ich ihm Anfang 1931 im Lübecker Gewerkschaftshaus zuhörte und über das Gehörte berichtete.“ – Willy Brandt
„Dr. Breitscheid, der übrigens mit vollendeter Höflichkeit und nicht ohne Geist diskutierte, schien mir einen Typus zu repräsentieren, der in romanischen Ländern häufiger ist als bei uns: den Radikalen, der sehr avancierte Meinungen zur Schau trägt, aber nur so lange, bis ein Ministerposten in greifbare Nähe rückt.“ – Bernhard von Bülow
„Der überschlanke Mann war eine höchst eindrucksvolle Erscheinung, als Redner bewundert und gefürchtet, nie sich verhaspelnd, Satz für Satz druckfertig, völlig rational argumentierend, mit einer gepflegten Begabung zum kühlen, sarkastischen Hohn.“ – Theodor Heuss
„Herr Breitscheid, der nur ein Auge hat, genießt in den Kreisen der hiesigen Blindenanstalt das größte Ansehen. Als kleiner Nachteil könnte nur seine unselige Wettleidenschaft angeführt werden; sein ihm angeborener Hang, dabei immer auf das falsche Pferd zu setzen, hat ihn schon in manch unheilvolle Situation gebracht.“ – Kurt Tucholsky
„Schlagfertig, gewandt, polemisch, beschlagen, witzig und doch sachlich, weiß er seine Rede dramatisch aufzubauen und den Zuhörer von Anfang bis zu Ende zu fesseln. Ein pastoraler Unterton, ein leichtes Pathos und mitunter eine sarkastische Überlegenheit machen seine Reden suggestiv. Ein kluger Kopf. Ein politischer Odysseus. Aber schließlich doch kein großer Tatmensch, der rücksichtslos über alle Hemmungen hinwegstürmt.“ – Erich Dombrowski
„Breitscheid war keine Führernatur. Er war zu sensibel, zu vorsichtig und viel zu skeptisch. Eine stilistisch reizvolle Formulierung sagte ihm oft mehr zu als die wichtigste politische Willensbildung. Als Gegenpol eines Führers von Format wäre Breitscheid ein Gewinn und ein Zierstück für jede Fraktion gewesen. Seine Kunst zu formulieren und seine Rhetorik waren im Rahmen des deutschen Parlamentes einzigartig.“ – Julius Leber
„Wir nannten ihn den ‚roten Lord‘, denn er war fast zwei Meter groß und verfügte über die Würde eines britischen Edelmannes: ein kluger, aber kühler Mann. Es fehlte ihm ein wenig an Ausstrahlungskraft; seine hohe Intelligenz war durch eine gewisse menschliche Kühle reduziert.“ – Ernst Lemmer
„Er wirkt immerhin farbig neben der trostlosen Öde der VSPD-Bonzenschaft. Eine ondulierte Seele zwischen ungekämmten oder glatzköpfigen Gemütsleben. Zwischen Jägerhemden und Wellblechkragen eine gepflegte Erscheinung. Zwischen Parteimuftis und Bezirkspopen unbestreitbar der Edelbonze.“ – Carl von Ossietzky
„Dank seiner rhetorischen Gewandtheit bildete sich Breitscheid im Lauf der Zeit zum eigentlichen Führer der Fraktion aus. Persönlich habe ich Breitscheid stets geschätzt; charakterliche Untadeligkeit zeichnete ihn aus. Von seiner politischen Führung waren wir älteren Fraktionsmitglieder nicht immer befriedigt. Es haftete ihm eine gewisse Unausgeglichenheit an, die auch in seinem politischen Entwicklungsgang ihren Ausdruck fand: Rechtsdemokrat, Linksdemokrat, Sozialdemokrat, Unabhängiger Sozialist und wieder Sozialdemokrat.“ – Wilhelm Keil
„Dieser hochintelligente Mann war der beste Debattenredner im Parlament. Frei von falschem Spott, war er ein guter Kamerad und Freund. Für einen führenden Politiker in einem Land wie Deutschland war er jedoch zu sensibel.“ – Toni Sender
„Die SPD geriet immer mehr unter den für den Aufbau und die Konsolidierung der Weimarer Republik recht abträglichen Einfluß Breitscheids. Dank seiner überragenden Intelligenz gelang es diesem geschickten linksgerichteten Politiker, sich allmählich zum maßgebenden Führer der Gesamtpartei aufzuschwingen. […] Breitscheid [..] blieb internationalen sozialistischen Gedankengängen verhaftet und war der ausgeprägte Typ eines ‚Linksintellektuellen‘. Er trägt eine nicht geringe Mitverantwortung für die Verschärfung der Parteikämpfe […]“ – Werner Freiherr v. Rheinbaben
„Im Reichstag blüht der alte Zauber. […] Breitscheid, halb Lord, halb Oberkellner, polemisiert mit hohlem Pathos gegen uns. Man schmunzelt vor sich hin und denkt nur: Na, warte! Es wird die höchste Zeit, daß wir an die Macht kommen.“ – Joseph Goebbels (9. Mai 1932)